People, Time, Money

19. November 2018
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19. November 2018 Sabrina Oswald

So manches mittelständische Unternehmen denkt darüber nach auf Marketing gänzlich zu verzichten oder deutlich einzusparen. Aber warum eigentlich? Immer mehr von ihnen sehen sich nicht im Stande, die Ressourcen und Mittel aufzubringen, um im Konzert der Konzerne und Investoren-getriebenen Start-ups, … mitzubrüllen.

Der Verzicht auf Marketing ist de facto ein Luxus, den man sich nicht mehr leisten kann.
Keinem ist es heute mehr möglich sein Geschäft im Stillen zu betreiben. Nicht nur, dass dann die Kenntnis über Leistungen und Produkte nicht mehr im Markt ankommt, man verliert auch den „Wettlauf“ um Innovation und „beste Köpfe“.

Fast jedes Unternehmen vom Tischler bis zur App Developer Bude, kann heute nur allzu rasch ins Visier von Newcomern geraten. Sie sind mit „wenig Gepäck“, schlanken Ressourcen, temporär einer optimal aufgestellten Mannschaft unterwegs und investieren zu allererst in „Aufmerksamkeit“ und Lautstärke.

Ein Beispiel? Wem von uns ist nicht schon aufgefallen, dass es aus irgendeinem Grund wichtig wurde gehörig in Matratzen zu investieren. Etliche Business-Plan-Rechner von Risikokapitalgebern schien das Businessmodel attraktiv genug, um bisherige Marktgrößen unter Druck zu setzen. Das Ergebnis, in unseren Köpfen manifestiert sich ein deutlich häufigerer Wechsel von Matratzen, als noch in vorangegangenen Generationen.

Lebensecht

Erst vor wenigen Tagen ging die Entlassung eines Gutteils der Belegschaft der Flohmarkt-App Shpock durch die Medien.  Wie das Start-up Postille Trending Topics berichtete, wurde die Zahl der Mitarbeiter um rd. 80 Personen reduziert. Der norwegische Mehrheitseigentümer kündigte Mitarbeiter aller Abteilungen, hauptsächlich aber in den Bereichen Marketing, Support, and G&A. Die Strategie „der größte mobile Marktplatz in Europa“ zu werden, hätte sich nicht monetarisiert. (Anmerk.: Man hatte bislang 100 Mio.Euro investiert.)

Nun muss das Unternehmen also rentabel werden. Allein dieses Statement des Mehrheitseigentümers sagt viel aus und mag so manchen „konservative(n) UnternehmerIn“ erheblich irritieren. Marketing war – lt. Medienberichten – bei Shpock immer der größte Kostenfaktor. Doch anders als in konservativ geführten Unternehmen gibt es nun einen Schwenk in der Strategie des Investors, der die Budgets in allen Märkten erheblich reduziert, Kosten senkt und auf Monetarisierung setzt.
Will heißen: „Man macht die Braut hübsch…“

Diese zuerst in Kauf genommenen „Niederungen der wirtschaftlichen Verluste“ sind genau das, was nicht jedes Unternehmen wagen und finanzieren kann. Schon gar nicht deswegen, weil im Zweifelsfall es immer Angreifer geben wird, die mehr Mittel einsetzen können.

Ob groß, ob klein: Unternehmen/ Marken/ Produkte müssen sagen, wer sie sind und zeigen, was sie können. Dazu braucht es die, die fragen: „Wer bin ich?“ (Positionierung) „Was kann ich besser?“ (USP).

War for talents

Im Falle Shpock zeigte sich aber auch eine andere interessante Facette: Die Botschaft der Entlassungen verbreitete sich in Windeseile im Netz und so manches Unternehmen hat mittlerweile Jobangebote an die freigesetzten MitarbeiterInnen von Shpock ausgesprochen. Doch auch hier zeigte sich in den Diskussionen im Netz, die Sichtweise auf „etablierte“ Unternehmen:

Etablierte vs. Start-ups und das Thema des Tempos im Recruiting… Fakt ist, dass eine der großen österreichischen Banken fast 5 Tage brauchte, um ein Posting auf Facebook zu platzieren, in dem sie 100 freie Jobs offerierten.

„Positionierung, Sichtbarkeit und, wenn noch Geld und Kraft übrig sind, Erlebnisfähigkeit.“ (BrandEins 2/2018) Dafür ist Marketing, heute wichtiger denn je. Das Nachschärfen der Mittel, die Optimierung des Einsatzes von Ressourcen und Geld sind heute essentiell geworden. Es ist nicht mehr nur eine Frage der schieren Verfügbarkeit von Geld und Ressourcen (Abteilungsübergreifend), es ist auch noch eine Frage des Tempos geworden.

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